In dieser Rubrik erzählt eine junge Frau ihre „Hair-Story.“ Es geht um die Themen wie das Relaxen von Afrohaaren bis hin zu einem Neuanfang durch einen Kurzhaarschnitt (Big Chop). Mein Gast ist die liebe Rose @Blaqrose. Sie erlebte das Relaxen (chemische Haarglättung) der Haare schon relativ früh und erkannte Jahren später, dass Afrohaare nicht nur wunderschön aussehen, sondern auch das Potenzial besitzen lang wachsen zu können. Wie sie es geschafft hat dem Relaxer (chemische Haarglättung) auf ewig den Rücken zu kehren, erfährst du in meinem Interview mit Blaqrose.
Herzlich Willkommen, Rose. Schön, dass du dir Zeit nimmst ein wenig über deine Hair-Story zu berichten. Stell sich doch gerne mal kurz vor.
Hallo, ich heiße Rose. Viele kennen mich auch unter dem Namen Blaqrose. Ich bin aktiv auf Instagram und Teile dort meine Haarroutinen, Produktempfehlungen und Tipps. Neben Instagram drehe ich auch Videos für meinen YouTube Kanal. Da gebe ich unter anderem Ratschläge, wie man es schaffen kann lange, gesunde und volle Afrohaare zu bekommen (Ebenfalls spreche ich auch ernstere Themen an.) 😉
Vielen Dank für deine kleine Einleitung. So, nun sind wir alle gespannt, was du zu berichten hast. Ich glaube die erste Frage interessiert viele von uns. Starten wir…
Wie lange bist du schon mit deinen Haaren natural?
Lass mich kurz nachdenken… Ich bin natural seit ungefähr sechs Jahren und bereue es keine Minute.
Wie bist du zu dem relaxen deiner Haare gekommen? Wie erlebtest du es damals und war es normal für dich?
Ja, meine Haare wurden schon relativ früh relaxt, sagt sie mit einem breiten Lächeln. Noch bevor ich nach Deutschland kam, wurden meine Haare direkt chemisch geglättet. Ich glaube ich war drei oder vier Jahre alt und von da an kannte ich nur diese Prozedur. Das war für mich das normalste der Welt. Ich glättete meine Haare bis zu meinem 20. Lebensjahr.
Wie hast du es geschafft von den Relaxern wegzukommen?
(Rose schaut nachdenklich) Wie ich gerade schon erwähnt habe, relaxte ich meine Haare eine relativ lange Zeit. Mit zwanzig habe ich dann entschieden, meine Haare natürlich wachsen zu lassen. Allerdings wurde ich inspiriert von der Youtuberin Naptural85, die einen Big Chop wagte, um ihre Haare natürlich wachsen zu lassen. Ich war erstaunt, dass „unsere Haare“ so schön aussehen können. In ihren Videos hatte sie zwar noch nicht sehr lange Haare, aber ich war trotzdem erstaunt, wie großartig die Struktur aussah. Ich kannte ja nur die „glatten“ Haare und habe nie meine Locken gesehen. Es war für mich völlig normal alle sechs Wochen den Relaxer aufzutragen. Naja, ich habe mich dann mit einer Freundin über dieses Thema (Haare abschneiden) unterhalten und wir fanden beide, dass wir es einfach versuchen sollten. Als dann aber der Tag X kam, habe ich kalte Füße bekommen und mich nicht mehr getraut. Meine Freundin hat es aber getan und ihre kaputten Haare abgeschnitten.
Warum hast du dich nicht getraut? Gab es dafür einen triftigen Grund?
Ich habe im Vorfeld mit vielen Leuten darüber gesprochen, inklusive meiner Mutter. Natürlich haben mir einige eingeredet, ich werde aussehen, wie ein Junge. Ich werde keinen Mann finden und so weiter. Das hat mich verunsichert. Einestages nahm ich meinen gesamten Mut zusammen und habe es dann doch getan…
Was hat dich umgestimmt dich dann doch zu trauen?Gab es Personen, die dich inspiriert haben?
Ich habe weiterhin die Videos von Naptural85 geschaut und ebenfalls die Haare meiner Freundin beobachtet. Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause, ich trug zu diesem Zeitpunkt Braids/Rasta. Ich nahm eine Schere und habe, ohne die Braids/Rasta zu öffnen meine Haare am Ansatz abgeschnitten. Es gab aber noch einen anderen Grund, wieso ich den Endschluss gefasst habe, mich endlich zu trauen. Meine relaxten Haare wurden immer dünner und ich wusste zuerst gar nicht wieso es passiert. Ich fing dann irgendwann an, mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich schaute zahlreiche Videos auf Youtube und fand schließlich raus, wie schädlich Relaxer sind. Mir war bewusst, dass ich mich überhaupt nicht kannte und nie wusste, was für eine Haarstruktur ich besitze. So motivierte ich mich, meine Haare komplett kurz zuschneiden.
- Shrinkage: Wenn sich die Locken im trockenem Zustand zusammenziehen.
Wie erging es dir mit den kurzen Haaren? Hast du es zu irgendeinem Zeitpunkt bereut?
Die erste Zeit hatte ich wirklich gemischte Gefühle und war sehr aufgeregt. Ich habe jede Minute damit verbracht mir Videos über „Natural hair“ auf YouTube anzuschauen, um mir mehr Wissen anzueignen. Ich habe mir viele verschiedene Öle besorgt und war sehr engagiert DIYs zu machen. Ich schaute jedes Video von Naptural85. Es war wie Netflix für mich, lacht Rose. Natürlich war nicht immer alles schön. Zwischendurch hatte ich ziemliche Down- Phasen, wo ich es bereut hatte meine Haare abgeschnitten zu haben. Manchmal wollte ich lange Haare haben, weil ich mit meinen kurzen Haaren nichts mehr anfangen konnte. Ebenfalls sah ich kaum Fortschritt bei der Länge meiner Haare. Das frustrierte mich echt.
Da war mir Shringkage auch noch ein Fremdwort, lacht Rose. 😉 Eine Zeit lang war ich ziemlich süchtig nach neuen Produkten. Ich kaufte im Überfluss, weil ich alles ausprobieren wollte. Der Haarwaschtag war für mich immer ein Abenteuer und eine Erkundungsreise. Irgendwo war auch die Hoffnung da, dass dadurch meine Haare schneller wachsen und endlich länger werden. Wenn ich dadurch traurig wurde, habe ich mich immer damit getröstet, indem ich mir Braids machen ließ. Besonders in den Wintermonaten, als Protective Hairstyle und um lange Haare zu tragen.
Wie hat dein Umfeld auf dich und deine Entscheidung reagiert?
Mein Umfeld hat relativ gemischt reagiert. Meine Mutter habe ich zum Beispiel mit den kurzen Haaren überrascht. Meine relaxten Haare hatte ich aufbewahrt und ihr mitgebracht. Sie war schon sehr geschockt über den Zustand der abgeschnittenen Haare. So viel Negatives hat sie dann doch nicht gesagt, wie ich es womöglich erwartet hatte. Sie meinte nur, dass es eine schwere Zeit wird, die Haare wieder lange wachsen zu lassen. Natürlich war ich mir dessen bewusst. Bei einigen Verwandten war es wiederum ganz anders. Manchmal sagten sie zu mir: „Mach doch mal was mit deinen Haaren.“ Ich verstand im ersten Moment nicht warum, doch später wurde mir dann klar, was damit gemeint war. Sie haben es nicht gerne gesehen und sich teilweise auch sehr unwohl in meiner Gegenwart gefühlt, weil ich meinen Afro getragen habe. Trotzdem habe ich auch viel positiven Zuspruch bekommen, dass es sehr schön aussieht und ich dadurch sehr erwachsen wirke. Ich selbst mochte auch die kurzen Haare sehr an mir und mein damaliger Freund ebenfalls. Also ich kann sagen, mein Umfeld hat sehr gemischt reagiert. Ich habe mich aber nicht davon blenden oder verwirren lassen. 😊
Welche Produkte haben die zu diesem Zeitpunkt geholfen?
Zu Beginn benutzte ich überwiegend die Produkte von Alverde für meine Haarpflege und manchmal probierte ich einiges aus dem Afroshop aus. Früher und genauso wie heute lege ich sehr viel Wert darauf, dass die Produkte zum größten Teil Bio-Qualität haben. Vor allem kaltgepresste Öle. Dann kann man davon ausgehen, dass die ganzen Vorteile voll ausgekostet werden. Alles was auf die Haare und die Kopfhaut kommt, sollte so rein wie möglich sein. Momentan versuche ich mich an den verschiedensten Drogerieprodukten. Ich teste ein wenig rum, um meinen eigenen Horizont zu erweitern und um meine Zuschauer auf Social Media eine größere Bandbreite an Produkten vorzustellen. Somit kann jeder passende Produkte für seine individuelle Haarpflege rauspicken.
Auf welche Produkte kannst du nicht mehr verzichten?
Also diese Produkte sind aus meiner Sicht das Fundament einer gesunden Haarpflege: Leave-In Conditioner,- Cream und Milch sind dafür da, die Haare bis zu nächster Haarwäsche kontinuierlich mit Feuchtigkeit zu versorgen. Spülungen, Kuren und Haarmasken stärken die Haare nach dem shampoonieren und bereitet das Haar auf die nächsten Schritte vor. Haarbutter und Öle sorgen dafür, dass die Feuchtigkeit in das Haar eingeschlossen bleibt. Natürlich sind auch andere Produkte, die ich auf meinen Kanälen vorstelle, sehr wichtig, aber ohne diese Grundsteine kann man (ich) kein „Haus“ bauen. Ich zähle Haarbutter und Öle immer als eine Kategorie, weil es die perfekten Waffen zu Versiegeln von Feuchtigkeit sind. Unsere Haare neigen dazu sehr schnell auszutrocknen und wir müssen sie immer unter Kontrolle haben.
Noch ein kleiner Tipp für alle die mit ihren Haaren strugglen: Ich weiß unsere Haare haben ein sehr großes Bedürfnis nach Feuchtigkeit und Pflege (sagt Rose lachend). Auch wenn es an manchen Tagen sehr viel Zeit und Kraft kostet, gib nicht auf. Lasst dich nicht demotivieren und versuche immer mehr Neues dazuzulernen.
Was kannst du den Mädels mit auf dem Weg geben, die natural werden möchten?
Es gibt keinen universellen Code. Ich sage mir immer: Ich bin genug. Meine Haare sind kein Fehler, es ist alles richtig so, wie es ist. Meine Hautfarbe, meine Nase und mein Mund sind das, was mich von den Anderen unterscheidet. Ich bin in Ordnung, ich bin okay und ich bin super gemacht worden (Rose lächelt). Lasst euch gar nicht das Gefühl geben, dass ihr nicht genug seid, denn das stimmt nicht. Ihr seid großartig!
Nun kommen wir zum Ende. Was ist dein Lebensmotto, welches du als Motivation an die Leser weitergeben möchtest?
Mein Lebensmotto ist: „Speak life onto yourself!” Diesen Satz beziehe ich auf mein komplettes Leben. Es erinnert mich immer daran, wer ich bin und wer ich sein möchte. Ich hoffe ich konnte euch ein wenig inspirieren. Solltet ihr irgendwelche Fragen haben, dann findet ihr mich auf Instagram oder YouTube. Passt auf euch auf. xoxo 😊
Möchtest du deine eigenen Haarpflegeprodukte herstellen, dann schaue mal bei meine Beitrag
Hast du auch eine spannende Geschichte zu erzählen, dann melde dich per Mail bei mir. So meine lieben Freunde, über Feedback zu dieser neunen Rubrik würde ich mich sehr freuen.